Johanna Lindermann
Theater hat auf mich schon immer eine große Faszination ausgeübt – und zwar explizit das Laientheater. Ich fand es schon immer faszinierend, wie Laien, die kein Schauspiel studiert haben, zu teilweise derartigen schauspielerischen Höchstleistungen imstande sind. Auch die Authentizität hat mir immer gefallen: Ein Texthänger hier, eine kleine Panne dort, ein mit einfachen Mitteln liebevoll gestaltetes Bühnenbild – diese liebenswerten Macken machen gerade das Amateurtheater für mich zu etwas ganz Besonderem.
Bereits länger hatte ich mit dem Gedanken gespielt, auch einmal mitzumachen. Aber es war lange Zeit nur ein entfernter Gedanke. Ein „Könnte man mal“, ein „Irgendwann mal“, ein „Vielleicht“. Ein Traum. Dabei muss ich erwähnen, dass mein 20-jähriges Ich sich das nie hätte vorstellen können, dazu hätte ihm damals komplett der Mut gefehlt.
Doch zum Glück reifte der Gedanke mit den Jahren. Irgendwann traf ich auf die Deister-Süntel-Bühne – und äußerte nebenbei meinen Traum. Was als theoretisches Geplauder begann, wurde schnell Realität: Brigitte lud mich zu einem Treffen ein – und bedachte mich prompt mit einer Rolle.
Was mir am Theaterspielen gefällt? Für ein paar Stunden kann ich – sowohl bei den Proben als auch bei den Aufführungen – einmal die ganze Realität mit ihren Sorgen und Problemen hinter mir lassen und mich auf etwas vollkommen anderes fokussieren, weil ich mich darauf konzentrieren MUSS. Darüber hinaus liebe ich es, wenn ich merke, dass mein Auftritt Menschen zum Lachen bringt. Wenn ich Gelächter im Publikum höre, freut mich das sehr, weil das bedeutet, anderen Menschen eine Freude zu machen und auch sie für ein paar Stunden aus ihrem Alltag zu holen.
Ich glaube, mein 20-jähriges Ich wäre sehr stolz auf mich. Und mein heutiges Ich ist es auch.
